
- Forschung
- April 17, 2025
Trump beendet ME/CFS-Forschungsprogramm an der Columbia
Ein Schlag ins Gesicht: Warum die Schließung des Forschungsprogramms der Columbia University zu ME/CFS so viele erschüttert.
Stell dir vor, du leidest an einer schweren Krankheit. Dein Körper ist erschöpft bis ins Mark, dein Gehirn funktioniert nur noch wie durch Nebel, und selbst Duschen kann dich für Tage lahmlegen. Und dann stell dir vor: Die wenigen Wissenschaftler, die deine Krankheit ernst nehmen und erforschen, verlieren ihre Arbeitsplätze und Fördermittel wurden mit sofortiger Wirkung eingestellt.
Genau das ist passiert.
Im März 2025 wurde bekannt, dass das renommierte ME/CFS-Forschungsprogramm an der Columbia University seine Arbeit einstellen muss. Für viele ME/CFS-ler weltweit fühlt sich diese Nachricht an wie ein Tritt in die Magengrube.
Nicht nur, weil damit ein Zentrum verschwindet, das echte Hoffnung gemacht hat – sondern weil es sinnbildlich steht für ein viel größeres Problem: ME/CFS wird nach wie vor übersehen, unterschätzt und unterfinanziert.
Ein Leuchtturm geht aus
Das Team an der Columbia University gehörte zu den wenigen, die der Erkrankung wirklich auf den Grund gingen – mit modernsten Methoden, interdisziplinär, biologisch fundiert. Für viele war es eines der wenigen Forschungszentren, das nicht nach psychischen Ursachen suchte, sondern nach den echten körperlichen Mechanismen hinter dieser komplexen Erkrankung.
Doch genau diese Arbeit wurde von offizieller Seite immer wieder ausgebremst. Jetzt ist das Programm endgültig Geschichte.
Warum das uns alle angeht
ME/CFS ist längst keine Randerscheinung mehr. Millionen Menschen weltweit sind betroffen – auch in Deutschland. Und seit der Pandemie hat sich die Lage dramatisch verschärft: Viele Long Covid-Betroffene entwickeln ME/CFS-ähnliche Symptome und fallen ebenfalls dauerhaft aus dem Alltag.
Und trotzdem wird weitergespart. Weiter ignoriert. Weiter verdrängt.
Wer an ME/CFS erkrankt, bekommt nicht nur selten medizinische Hilfe – sondern muss auch noch mitansehen, wie selbst die wenigen Hoffnungsträger in der Forschung nach und nach verschwinden.
Doch was bedeutet das für uns als Gesellschaft?
Wenn Millionen Menschen still und unsichtbar aus dem Leben fallen – viele von ihnen für Jahre oder Jahrzehnte – hat das Folgen. Nicht nur für die Betroffenen und ihre Familien. Sondern auch für unsere Sozialsysteme, unsere Gesundheitsversorgung, unsere Wirtschaft.
Eine norwegische Studie zeigt: Kaum jemand mit ME/CFS schafft den Weg zurück in den Beruf.
Diese Realität kann sich keine Ökonomie auf Dauer nicht leisten.
Denn mit jeder weiteren Covid-Welle entstehen tausende neue Langzeiterkrankungen – und ein Teil davon endet in ME/CFS.
Allein aus ökonomischer Sicht müsste hier also massiv geforscht, investiert und unterstützt werden.
Was jetzt wichtig ist
Diese Nachricht ist bitter. Aber sie ist auch ein Weckruf.
Denn Forschung stirbt nicht nur durch fehlendes Geld – sondern auch durch gesellschaftliche Gleichgültigkeit. Wenn wir nicht anfangen, laut zu werden, wird sich nichts ändern.
Was wir ME/CFS-ler brauchen, ist nicht Mitleid. Sondern Sichtbarkeit, ernst gemeinte Forschung – und eine Medizin, die endlich aufhört, wegzuschauen.
Ein Lichtblick aus Berlin
So niederschmetternd die Nachricht aus den USA auch ist – es gibt Hoffnung. Und sie kommt aus Berlin.
Am Charité Fatigue Centrum arbeitet Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen seit Jahren unermüdlich daran, ME/CFS auf die medizinische Landkarte zu bringen. Ihr Team forscht mit höchster wissenschaftlicher Präzision an den biologischen Ursachen der Krankheit – und hat es geschafft, ME/CFS zumindest in Teilen der medizinischen Fachwelt ernsthaft ins Gespräch zu bringen.
Die Charité ist einer der wenigen Orte in Deutschland, an dem Betroffene nicht als psychosomatische Fälle abgestempelt, sondern als schwer kranke Menschen gesehen werden.
Auch wenn die Ressourcen dort noch begrenzt sind, macht das Engagement Hoffnung – und zeigt: Mit Beharrlichkeit, Expertise und öffentlicher Unterstützung ist Veränderung möglich.
Zum Schluss – ganz einfach gesagt:
Wenn eine Tür zur Hoffnung geschlossen wird, müssen wir zehn neue aufmachen.
Und wenn du das hier liest, kannst du eine davon sein!